Die Vorbereitungen für die Rekonstruktion der Goldenen Waage laufen bei Kramp & Kramp auf Hochtouren.
Das Spezialunternehmen aus Lemgo hat den Auftrag, die Zimmerarbeiten am Haus durchzuführen und das Vorgängergebäude mit seinen filigranen Fachwerkkonstruktionen exakt abzubilden. Dies fordert viel Fachwissen in alten Fertigungs- und Handwerkstechniken und Liebe zum Detail. Viele Frankfurter kennen die Goldene Waage von Schwarz-Weiß-Fotografien. Das Bauwerk war das ehemalige Haus eines niederländischen Gewürzhändlers und Zuckerbäckers, der sich in Frankfurt mit seiner Familie niederließ. Abraham von Hameln ließ bis 1619 das Haus im Renaissance-Stil erbauen. Seither war die Goldene Waage mit reich verziertem Fachwerk eines der Vorzeigehäuser in der Frankfurter Altstadt. Im Gegensatz zu zahlreichen anderen Gebäuden dieser Zeit ist der damalige Familiensitz des Gewürzhändlers wegen seiner „Prominenz“ besonders gut dokumentiert. Dies macht auch die detailreiche Rekonstruktion des Fachwerks möglich.
Mithilfe von Vorlagen wird das Fachwerk nachgebaut Kramp & Kramp ist spezialisiert auf Baudenkmalpflege, Altbausanierung und handwerkliche Denkmalpflege. Um das Fachwerk der Goldenen Waage zu rekonstruieren arbeiten bei dem Projekt Restauratoren, Zimmerer und Techniker zusammen. Sie alle beherrschen das historische Handwerk. Anhand von Zeichnungen, älteren Fotos und einer Leihgabe des Historischen Museums, einem Fachwerkbalken aus Eiche, erstellen sie das Abbild des Fachwerks. Um nach historischem Vorbild das Fachwerk zimmern zu können, beziehen die Fachleute das Holz für das Fachwerk bei einem Händler für historische Baustoffe. Original-Fachwerkbalken der Goldenen Waage existieren nicht mehr – sie fielen den Altstadt-Bombardements im März 1944 zum Opfer. Die Beschaffung der Baustoffe folgt eigenen Gesetzen: Jeder einzelne Balken muss im Vorfeld exakt berechnet und vermessen werden, damit er nach Maß bestellt werden kann. Die einzelnen Fachwerkbalken für die Goldene Waage sind teilweise so groß, dass die maschinelle Fertigung schwierig ist beziehungsweise die Maschinen an ihre Grenzen kommen. Insgesamt werden in dem Gebäude für die Fachwerkkonstruktion, die Holzdeckenbalken und die Dachkonstruktion 144 Kubikmeter Eichen- und Nadelholz verbaut.
Schnitzmuster und Schnitzereien in Handarbeit
Wenn die Materialien geliefert sind, bearbeiten vier Mitarbeiter die Balken nach dem historischen Vorbild, schnitzen die Ziermuster und erstellen einen Bausatz für die jeweilige Konstruktion. Bei den Schnitzereien handelt es sich sowohl um plastische, figürliche Darstellungen als auch um flächige Zierornamente. Hiermit werden sie insgesamt ein halbes Jahr täglich beschäftigt sein. Das Aufwendigste sind die Schnitzmuster für das Zierfachwerk, die Streben, Kopfbänder und Bögen. Die angewendeten Techniken sind sozusagen historisches Handwerk. Deutlich unterscheidet sich allerdings die Arbeitsgeschwindigkeit, der Bau der Goldenen Waage dauerte ursprünglich wegen des hohen Anteils an Handarbeit bis zur Fertigstellung vermutlich drei bis vier Jahre. Heute stehen technische Hilfsmittel für den Zuschnitt und den Transport zur Verfügung.
Fachwerkkonstruktion wird als Bausatz geliefert
Ist Kramp & Kramp fertig mit den vorbereitenden Arbeiten, wird für die Fachwerkkonstruktion eine Art Bausatz erstellt. Dadurch kann der Aufbau des Gebäudes am Markt 5 zügig durchgeführt werden. Nach der Montage werden die Betrachter ein Fachwerk bestaunen können, das einerseits besonders prachtvoll und andererseits typisch für das einstige Fachwerk der Mainmetropole ist. Denn in der Gestaltung unterscheiden sich Fachwerkhäuser je nach Region und tragen die charakteristische Handschrift der örtlichen Handwerkskunst.
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