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Antwort auf die Sehnsucht nach dem alten Frankfurt

Antwort auf die Sehnsucht nach dem alten Frankfurt

02.07.2012

Seit dem 15. März 2012 ist Olaf Cunitz Bürgermeister und Dezernent für Planen und Bauen in Frankfurt am Main. Die Gedanken des studierten Historikers zum DomRömer-Projekt interessieren Öffentlichkeit und Projektbeteiligte gleichermaßen. Der DomRömer Zeitung gab der Bürgermeister ein Interview.

Herr Cunitz, welche Bedeutung messen Sie dem DomRömer-Areal als Bestandteil der Frankfurter Altstadt bei?

Viele Menschen sehnen sich nach dem alten Frankfurt. Sie wünschen sich, dass die Anmutung von früher wieder zu spüren ist. Die bestehende Altstadtbebauung wird nun durch die Häuser zwischen Dom und Römer sinnvoll ergänzt. Es wird ein kleines, aber lebendiges und funktionierendes Stadtviertel entstehen. Die Mischung aus gut dokumentierten Rekonstruktionen und Häusern mit zeitgemäßer Architektur gewährleistet die Entstehung eines organischen und mit der vorhandenen Altstadt korrespondierenden Quartiers. Eine isolierte Erlebniswelt nur aus Fassaden wäre ein Bruch. Klar ist aber auch, es wird nie so sein wie es früher einmal war.

Besucher unserer Stadt zieht es immer zum Römerberg. Wird das neue Quartier auch ein Anziehungspunkt für Touristen werden?

Ich würde es nicht schlimm finden, wenn das neue Altstadtviertel auch ein Touristenmagnet wird. In Frankfurt sollen sich die Menschen wohl fühlen. Die Annahme des neuen Areals als Attraktion durch die Besucher wäre ein großes Lob für uns alle. Mehr können wir uns doch nicht wünschen.

Wie könnte das Areal später einmal wahrgenommen werden?

Einerseits wie ein normaler Bestandteil unserer Innenstadt, andererseits wird es immer etwas ganz Besonderes bleiben. Vielleicht fünf Jahre nach Fertigstellung werden wir wissen, ob es funktioniert, ob es unseren Erwartungen entspricht, ob die Verbindung zur Nachbarschaft gelungen ist. Bis dahin bedarf es allerdings noch vieler Arbeit.

Der historische Bezug der Bebauung ist ein besonderes Anliegen des Projekts. Wie schätzen Sie den Stellenwert dieses Anspruchs bei der Bevölkerung ein?

Teilen der Bevölkerung ist das sehr wichtig, anderen weniger. Erstes Ziel soll es sein, dass die Menschen das Quartier schätzen und dass sie gern dort sind. In jedem Fall wird die Stadtgeschichte durch das Viertel erfahrbarer gemacht.

Welche Rolle übernimmt das Stadthaus in dieser Hinsicht?

Durch das Stadthaus erhält der Archäologische Garten einen besseren  Rahmen. Mit der Überbauung wird die Inszenierung des Bodendenkmals betont und die Geschichte wird spürbarer. Ich denke, dass später ein anderer Umgang mit dem Archäologischen Garten als heute möglich ist – die museumsdidaktische Fassung wird ihm gut tun.

Ein ganz normales Wohngebiet wird das DomRömer-Areal nicht sein. In den engen Gassen zu wohnen bedeutet, dass man das urbane Lebensgefühl auch lieben muss.

Richtig. Den zukünftigen Bewohnern sollte klar kommuniziert werden: „Achtung: Hier gibt es viel Trubel“. Beschaulich wird man hier nicht leben können. Durch die unmittelbare Nähe zum Römerberg und zur Braubachstraße wird die außergewöhnliche Attraktivität des Standorts noch zusätzlich betont. Wünschenswert wäre, wenn Bewohner und Besucher beispielsweise mit der Kneipe an der Ecke einen gemeinsamen Treffpunkt hätten – dann würde das Viertel wirklich funktionieren.

Wer wird denn nach Ihrer Einschätzung später einmal hier wohnen?

Auf dem begrenzten Areal sehe ich als Bewohner Menschen mit einem ausgeprägten Faible für das pulsierende Stadtleben. Nicht der Geldbeutel entscheidet – viel wichtiger ist das Bekenntnis „hier will ich sein“.

Nicht nur bei der Bevölkerung findet das neue Altstadtviertel großen Anklang. Auch Fachleute wie Architekten und Stadtplaner interessieren sich und wollen dabei sein. Wie ist deren Begeisterung zu erklären?

Das bundesweite Interesse an unserer Altstadtbebauung ist riesig groß. Und Teil einer Erfolgsgeschichte zu sein, das reizt auch Architekten. Es ist sicher neben dem Gespür für das Besondere auch das mit dem Projekt verbundene Renommee und die Freude an der Aufgabe. Und für einen Teil der Bevölkerung steckt dahinter die Sehnsucht nach Altem in einer sich laufend verändernden Stadt. Mit dem DomRömer-Projekt wird für viele Menschen ein Anker für Identifikation geschaffen – ich kann das sehr gut nachvollziehen.

Wir danken Ihnen für dieses Interview.

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